aus EU.L.E.N-SPIEGEL 4/2002 S. 23
Wird man seine überflüssigen Pfunde weder durch Diäten noch durch sportliche Betätigung los, so empfehlen Experten schnell und gerne eine Lipektomie. Das chirurgische Fettentfernen erfreut sich steigender Beliebtheit. Doch auch diese Methode dürfte nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein.
Wissenschaftler der vorliegenden Studie werteten solche Tierversuche aus, mit denen die Regulierung des Körperfettgehalts untersucht wurde. Das ernüchternde Ergebnis: Ob Hamster, Eichhörnchen, Kaninchen oder Mäuse - alle untersuchten Tierarten waren in relativ kurzer Zeit dazu in der Lage, chirurgisch entferntes Körperfett zu ersetzen. Stets lagerten sie neues Fett ein, meist jedoch an anderen Körpersteilen. Als bemerkenswert stellte sich zudem heraus, dass die Tiere dabei keine zusätzliche Nahrung aufnehmen mussten. ...
... Die Autoren erklären sich das regulatorische System damit, dass ein chirurgischer Fettverlust dem Gehirn auf humoralem oder nervalem Weg übermittelt wird. Dabei könnten sinkende Insulin-, Leptin- oder Lactat-Gehalte im Serum sowie fehlende Nervenimpulse aus dem entfernten Gewebe die Boten sein. Das Gehirn beginnt dann mit der Gegenregulation, indem es die Thermogenese im braunen Fettgewebe herabsetzt und die Lipolyse in weißen Fettzellen drosselt. Dadurch werden die verbliebenen Reserven geschont und es können gleichzeitig neue Depots entstehen.
Anmerkung: Beobachtungen der Autoren beim Menschen legen den Verdacht nahe, dass auch nach Schönheitsoperationen vergleichbare Effekte auftreten. Da die neuen Fettreserven meist an anderen KörpersteIlen eingelagert würden, könnte es ihrer Meinung nach zu optisch sehr unangenehmen Figurveränderungen kommen. Es dürfte jedoch kaum im Interesse der plastischen Chirurgen liegen, diesen Sachverhalt aufzudecken. Schließlich könnte den Ärzten ein äußerst lukratives Geschäft entgehen. Ihre Kunden hingegen sind in der Regel bestürzt und führen es auf ihr Essverhalten zurück, dass der Erfolg der kostspieligen und belastenden Operation nicht lange anhält.
Literatur
Maurer MM et al: The regulation of total body fat: lessons learned from lipectomy studies. Neurosciences and Biobehavioral Reviews 2001/25/S.15-28