„Fast eine halbe Milliarde Euro pro Jahr zusätzlich!“
In der verbitterten Diskussion über eine Zuckersteuer auf Softdrinks möchten Lebensmittelchemiker Udo Pollmer und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop eine Gerechtigkeitslücke schließen, de facto ein Hintertürchen, das sich die Gesundheitspolizei offen hält, um sich selbst vor der von ihr geforderten Zuckersteuer zu drücken. „Wir halten eine Zucker-im-Kaffee-Steuer (ZiKS) für alternativlos. Denn die ist gerechter und ergiebiger.“
Pollmer erklärt: „Aus wissenschaftlicher Sicht ist eine Zuckersteuer auf Softdrinks nicht zielführend, denn gemäß Robert Koch-Institut trinken über 80% der Kinder und Jugendlichen weniger als einmal am Tag Limo & Co. [1]. Zweitens zeigen manche Studien, dass zwar Süßgetränke mit Übergewicht korrelieren – aber es ist nicht der Zucker, sondern die Süßstoffe, die mit Übergewicht verbunden sind [2].
Durch die aktuell geforderte Softdrinksteuer würde, wie man gerade in England erlebt, also der Konsum von süßstoffhaltigen Getränken gefördert - und damit...
...kindlichem Fettansatz Vorschub geleistet. Und drittens: Das absolute Lieblingsgetränk der Deutschen ist Kaffee und viele zuckern diesen [3] – auch das sind demnach echte Süßgetränke.“ Knop ergänzt: „Es kann nicht sein, dass Ernährungsapostel und Gesundheitspolizisten, die sicher viel Kaffee trinken, keine Zuckersteuer zahlen müssen, nur weil sie vielleicht Cola verschmähen.
Mit der ZiKS hingegen könnte Finanzminister Olaf Scholz künftig jedes Jahr fast eine halbe Milliarde Zusatzsteuern beim deutschen Kaffeetrinker abschröpfen.“ Und das wäre gerechter als Kinder zur Haushaltssanierung heranzuziehen.
Die „frische Geldspritze“ errechnet sich wie folgt:
- Mit 162 Litern pro Kopf ist Kaffee das Lieblingsgetränk der Deutschen [1]
- 162 Liter pro Jahr = macht knapp einen halben Liter am Tag (0,45 Liter)
- Ein Drittel trinkt seinen knappen halben Liter Kaffee täglich mit Zucker [1]
- Gehen wir von 70 Millionen Deutschen über 15 Jahre aus [4], dann versüßen 23 Millionen ihren Kaffee mit Zucker
- Realistisch erscheinen dabei 1 Teelöffel Zucker oder 1 bis 2 Stück Würfelzucker pro 100 ml-Tasse
- Ein Teelöffel wiegt etwa 5 Gramm, ein Stück Würfelzucker etwa 3 Gramm
- Das macht 20 bis 25 Gramm Zucker (bei 5 kleinen Tassen [insgesamt 0,.45 Liter])
- Ergo liegt der Zucker-im-Kaffee-Konsum bei rund 700 g Zucker im Monat pro Kopf in Deutschland
- Das macht annähernd 200.000 Tonnen Zucker, die in Deutschland jährlich im Kaffee konsumiert werden
„Würde auf jeden Löffel Zucker á 5 Gramm 1 Cent Steuer erhoben, wären das im Monat etwa 1,40 € pro Kopf. Und das von 23 Millionen Bundesbürgern abkassiert, macht fast 400 Millionen Euro pro Jahr ZiKS“, so Knop. Vorher müsste natürlich geklärt werden, wie die Steuer erhoben wird. Hier sind die IT-Experten der Finanzämter gefordert.
Knop und Pollmer haben bereits eine Idee, wie sich die ZiKS für die körperliche und geistige Gesundheit einsetzen ließe: „Mit diesem Geld könnte Ernährungsministerin Julia Klöckner ein a.f.f.e.n-Zentrum gründen, damit die Bürger wieder „angstfrei und freudig essen“ können. Hier dürfen Ernährungspriester einen Pflichtkurs absolvieren, bis sie Korrelation und Ursache (Kausalitäten) auseinanderhalten können, bis sie einsehen, dass relative Wahrscheinlichkeiten keinen absoluten sind und wieso Randomisierung, Dosis-Wirkungs-Beziehung und Gesamtmortalität essenzielle Studienparameter darstellen, die es erlauben, betrügerische Ernährungsforschung zu erkennen.“
Damit bekäme die Diskussion um „gesunde Ernährung“ eine neue Qualität. „Es wäre wahrscheinlich das vorläufige Ende einer gesundheitspolitischen Geisterfahrt, die Zwangsmaßnahmen wie Softdrinksteuer, Lebensmittelampeln oder sinnlose Abspeckkurse für Kinder fordert und fördert“, erhofft sich Pollmer.
[1] KiGGS-Welle 2, RKI Robert Koch-Institut Berlin, März 2018
[2] Deutschlandfunk Kultur, Vorsicht vor Süßstoffen! Mahlzeit!, Udo Pollmer, 08.02.2018
[3] Tchibo-Kaffeereport 2017, basierend auf repräsentativen Online-Umfragen („Wie trinken Sie Ihren Kaffee?“, S.48)
[4] Statista, Zahl der Einwohner in Deutschland nach Altersgruppen 2016
Kontakt Uwe Knop: E-Mail: presse(at)echte-esser.de / Telefon: 069 / 17071735